Ziel hypnotherapeutischen und hypnotischen Vorgehens ist es, den Klienten in einen optimalen Lernzustand zu bringen, in dem möglichst schnell angemessene Lösungen oder Lösungswege bereitgestellt werden können. Dieser Zustand heißt Trance.

Die therapeutische Trance ist ein Zeitabschnitt, während dem die Beschränkungen der eigenen gewohnten Bezugsrahmen und Überzeugungen vorübergehend aufgehoben werden, so dass der Betreffende für andere Assoziationsmuster und psychische Funktionsweisen empfänglich ist, die ihn seiner Problemlösung näher bringen“ (Erickson, Begründer der Hypnotherapie).

Mit Trance wird ein Erlebensprozess umschrieben, bei dem unwillkürliches Erleben vorherrscht. Willkürliche Kontrolle geht mehr über zu unwillkürlicher Selbststeuerung des Organismus. Dabei kann dieser Prozess vollständig unbewusst laufen, kann aber auch vollständig bewusst als solcher wahrgenommen werden. Es setzt eine Aufmerksamkeitsorientierung nach innen und eine Distanzierung von der Außenwelt ein.

Man spricht davon, dass sich die Sympathicussteuerung des psychovegetativen Nervensystems hin zur Parasympathicussteuerung verschiebt. Dies drückt sich aus in einer Verlangsamung der Atemfrequenz, einer Senkung des Blutdrucks, einer Veränderung der Durchblutung. Bestimmte Körper- und Hautbereiche werden betäubt erlebt oder umgekehrt als übersensibel. Es kommt zu einer Veränderung der Körperwahrnehmung und einer Steigerung der Vorstellungsfähigkeit. Manchmal verändert sich auch die Zeit- und Raumwahrnehmung. Diese Prozesse bewirken eine Linderung von Schmerzen, führen zu einer kreativen Entwicklung des formalen Denkens, differenzieren die Wahrnehmung und aktivieren das Immunsystem.

Ein solcher Zustand ist prinzipiell für jeden Menschen herstellbar. Die Aufgabe des Therapeuten ist die geordnete und wirksame Unterstützung, um den Zustand in einen unbewußten Lernprozess zu überführen.

Im Gegensatz zur klassischen autoritären Hypnose bedeutet Trance nur in den wenigsten Fällen, vollständig aus der äußeren Wirklichkeit zu gehen. In den allermeisten Fällen handelt es sich um eine Art der doppelten Verständigung und Wahrnehmung. So wie wir als routinierte Autofahrer ein Gespräch mit unserem Beifahrer führen können, die Umgebung anschauen und gleichzeitig Gas geben, bremsen und lenken, ohne dies noch bewußt wahrzunehmen, so erlaubt der Trancezustand, bewußte und unbewußte Wahrnehmungs- und Verständigungsprozesse parallel zu halten.

Genutzt wird das Tranceerlebens dadurch, dass die Möglichkeiten der assoziativ und eher vernetzend organisierten Logik des Unbewußten „zugeschaltet“ werden. Hilfreich dabei sind die Prozesse der körpernahen, gegenüber dem Bewußtsein um vieles schnelleren inneren und äußeren Sinneswahrnehmung.

Hirnphysiologie und Molekulargenetik haben inzwischen eindeutige Belege beigebracht, dass in unserem Gehirn und unserer genetischen Grundausstattung Lösungspotentiale immer schon bereitstehen. Infolge unserer bewußten, notwendig immer begrenzten, weil auf ein unmittelbares Ziel gerichteten Wahrnehmung und unseres Denkens können sie jedoch keinen oder nur einen als bedrohlich erlebten Zugang erhalten.

Dieses Bedrohungserleben wird häufig als psychische oder psychosomatische Symptomatik wahrgenommen (Angst, Schmerz, Antriebs- und Lustlosigkeit, Erschöpfung, allergische Reaktion, Wutimpulse). Deshalb geht die Hypnose und Hypnotherapie davon aus, dass die Symptome die vom Bewußtsein notwendigerweise verkannten Lösungspotentiale für neue Herausforderungen sind. Aufgabe des Therapeuten ist es, diese Verkennung durch Anregung eines Trancezustandes aufzuheben und die Zugänge für das unbewußte Wissen bereitzustellen, ohne dass sich das Bewußtsein bedroht erleben muss.

Es ist wie beim Schachspiel. Während das Bewußtsein nur einige Züge vorausdenken kann, bedenkt das Unbewußte sämtliche Möglichkeiten und Konsequenzen von Zügen. Daher ist es verständlich, dass Züge, die für das Bewußtsein falsch und fahrlässig erscheinen, für das Unbewußte in der weiteren Konsequenz durchaus sinnvoll sein können; oder auch umgekehrt, dass Züge, die das Bewußtsein als zielführend erachtet, für das Unbewußte vor seinem weiteren Horizont als langfristig nachteilig erachtet werden.